A6355 Artilleriewerk Furggels

A6355 Artilleriewerk Furkels

Wie www.tagblatt.ch am 1. März 2010 meldet, ist das Artilleriewerk Furggels verkauft worden. «Wir sind bestrebt, dieses Kulturgut den künftigen Generationen so zu erhalten, wie es die letzten diensttuenden Wehrmänner 1998 verlassen haben», erklärt Lothar Bichsel sen. zu seinen Plänen für die Festung Furggels. Die Festung Furggels GmbH als neue Besitzerin will also – im Unterschied zu anderen heute öffentlich zugänglichen Festungsbauten – nicht ein eigentliches Museum einrichten. Führungen und Events sollen die Betriebskosten decken; zusätzlich ist die Drittvermietung einzelner Räume geplant (z.B. zur Reifung von Speck und Schinken). Bichsel ist kürzlich verstorben, aktuell führt sein Göttikind Carmen Haag die Anlage.

Das Werk

Das Artillerie-Werk Furkels oder Furggels liegt auf dem St. Margretenberg (Pfäffers) bei Bad Ragaz. Erbaut wurde dieses Werk ab November 1939 mit einer Bewaffnung von zwei 10,5 cm Turmkanonen 39. Diese Türme waren im Juli 1940 schussbereit (die Rohre 7 und 8 wurden am 2.Juli 1940 im Werk angeschossen, diejenigen mit den Nummern 13 und 14 am 15. Juni 1941). 1941 kamen noch zwei weitere 10,5 cm Turmkanonen hinzu. Diese waren im Mai 1942 schussbereit. In einer dritten Etappe wurden in Furkels ab dem Januar 1945 vier 15 cm Bunkerkanonen 1942 eingebaut. Diese Kasematten waren in den Jahren 1946/1947 schussbereit. Mit dieser Bewaffnung gehörte das Werk artilleristisch und mannschaftsmässig (420 Mann inkl. Aussenverteidigung) zu den grössten Werken, welche in der Schweiz erbaut wurden.

In der Zeit der Teilmobilmachung 1943 wurde das Werk von der Festungs Artillerie Kompanie 34 (Fest Art Kp 34) betrieben. Diese Kompanie gehörte zur Festungsartillerie Abteilung 11. Die Fest Art Abt 11 war wiederum dem Festungsregiment 20 unterstellt. Von 1972-77 hiess die Furkels-Kompanie Fest Kp I/12 als Teil der Festungsabteilung 12. Dann erfolgte die Umbenennung in Fest Abt 29 und zuletzt (nach Ausmusterung der Panzertürme) waren noch die vier Bunkerkanonen in der Fest Kp II/13 der Festungsbrigade 13 (1995-99) vorhanden.

Die Infrastruktur

Die Festung Furkels war mit ihrer Infrastruktur auf einen grossen Bestand an Werkbesatzung angewiesen. Die Hauptaufgabe des Werkes war die Unterstützung der Abschnittstruppen mit Artilleriefeuer. Damit die Geschütze schiessen konnten, war im rückwärtigen Bereich eine umfangreiche Logistik notwendig. Dieser Bestand für den Betrieb der Festung bedeutete eine Mannschaft von 420 Mann. Dieser Bestand setzt sich wie folgt zusammen:
350 Mann Werkbesatzung
70 Mann Festungsinfanteri

Die Infrastruktur des Werkes umfasste gemäss den vorliegenden Plänen in etwa folgende Punkte:

  • drei Munitionsmagazine für die Turmkanonen
  • vier Munitionsmagazine für die Bunkerkanonen
  • drei Beobachtungskuppeln
  • eine 9 cm Panzerabwehr Kasematte mit Beobachtung
  • zwei Kasematten mit einem leichten Maschinengewehr und einem Maschinengewehr
  • eine Rettungsstation
  • Spital
  • Notspital beim Eingang Süd
  • drei Entgiftungsstationen. Diese befinden sich bei den Eingängen «Betonbrücke», Haupteingang und Eingang Süd.

Auf der ersten Etage (erstes Untergeschoss) waren:

  • Werkstatt
  • Telefonzentrale
  • Kompaniebüro
  • Filterraum
  • Maschinenraum
  • Wasserreservoir
  • Brennstoffreserve
  • Mannschaftsunterkunft für die 15 cm Bunkerkanonen
  • Schiessbüro für die Bunkerkanonen
  • Schiessbüro für die Turmkanonen

Auf der zweiten Etage (zweites Untergeschoss) waren:

  • Offiziersunterkunft
  • Unteroffiziers-Unterkunft
  • zwei Mannschafts-Unterkünfte
  • Kantine
  • Küche/Bäckerei
  • Lebensmittel Magazin
  • Totenkammer
  • Waschküche

Wie bei den meisten grossen Felsenwerken konnte ab dem Haupteingang mit dem Lastwagen ca. 60 m in das Werkinnere gefahren werden. Der schmale Stollen mündet in einen grossen Raum, in dem der Güterumschlag geschützt erledigt werden konnte. Eine Drehscheibe ermöglichte das Wenden der Fahrzeuge auf kleinstem Raum. Bis in die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde das Werk Furkels kontinuierlich an die neuen Bedrohungsformen angepasst. So wurden den neusten Erkenntnissen genügenden Drucktüren gegen die Schockwellen bei Explosionen und Gasschleusen gegen chemische Kampfstoffe eingebaut und bestehende verbessert.

Die beiden Etagen sind durch ca. 60 m Fels voneinander getrennt. Diese Höhe kann mittels eines Transportaufzuges oder der parallel zum Aufzug verlaufende Treppe überwunden werden. Beide Etagen sind durch Schrägstollen miteinander verbunden.

Quellen: Wikipedia/Archiv Autor