A1853 KP Kirchet BE

In der Aareschlucht BE wurde anfangs der 1940er-Jahre gesprengt. Die detaillierte Geschichte dieser Kavernen ist auch heute noch nicht abschliessend geklärt. Aber in verschiedenen Akten tauchen explosive Infos dazu aus.

Während der Kriegsjahre 1939-45 spielte die bescheidene Meiringen-Innertkirchen-Bahn (MIB) eine Rolle in der grossen Politik, wie «Der Oberhasler» am 21. März 2000 berichtete. Im Kirchettunnel waren rund 15’000 Kubikmeter Fels zu einer Kaverne ausgesprengt worden. Diese wurde mit Küche, Duschen, WCs und Pritschen für 120 Mann möbliert. Das sichere, unterirdische Refugium sollte das Kommando des 3. Armeekorps im Fall aufnehmen, dass die Schweiz während des Krieges angegriffen würde. Es war der Kriegs-Kommandoposten des 3. AK.

Der Text einer Infotafel bei der Anlage geht mehr ins Detail: «Anfangs des Zweiten Weltkrieges wurden den vier Armeekorps der Schweizer Armee in Operationsbefehlen ihre genauen Regionen zugeteilt. Das 3. Armeekorps mit dem Operationsgebiet Zentralschweiz errichtete Ende 1940 innerhalb eines Jahres die zwei Kavernen im Kirchet. Diese hätten als Hauptquartier für das Kommando des 3. Armeekorps dienen sollen. Die grössere wurde als Schlafkaverne für 185 Offiziere und Soldaten ausgelegt, die kleinere enthielt die notwendigen technischen Installationen. Büroräume, Aufenthalts- und Essräume wären in einem im Tunnel stationierten Zug geschaffen worden. Durch die Kriegswirren wurden die Armeekorps neuen Regionen zugewiesen. Das Haslital lag nun plötzlich im Gebiet des 2. Armeekorps. Aus verschiedenen Gründen liess der damalige Kommandant die bereits fertiggestellte Unterkunft wieder ausräumen. Seither stehen sie verlassen und unbekannt, verborgen im Fels des Kirchet.

Ein Zeitzeuge berichtet: Die Kaverne war für mich ein Luxusbau. Holztäfer, Heizung, Wasserzufuhr, Toilette mit Spülung, elektrische Beleuchtung…. Für uns Williger, die wir das Wasser für den Haushalt zum Teil noch aus dem Dorfbrunnen oder gar aus dem Lugibach holen mussten, erschien die Kaverne als Palast. Der gesamte Einbau war fix und fertig, als von einem Tag auf den anderen der Befehl zum Herausreissen und Zerstören der Arbeit gegeben wurde. Verständnis dafür hatten wir nicht.»

Man braucht einige Infos, um das zu verstehen: Im Januar 1942 berichtete de Kommandant des 2. AK an General Guisan: «Der Ausbau der Kavernen im Kirchettunnel wurde vom alten 3. Armeekorps veranlasst; die Anlage war als Kriegs-KP des 3. AK vorgesehen. Bei der Umstellung im Mai 1941 ging der KP an da 2. AK über. Er erwies sich aber für unser AK als ungünstig gelegen, da die 3. Division [im Raum Thunersee-Interlaken eingeteilt] dem 1. AK unterstellt wurde. Mit der Umdisponierung des im Bau befindlichen Kriegs-KP der 8. Division in Flüeli-Sachseln zum Kriegs-KP des 2. AK wurden die Inneneinrichtungen aus den Kavernen im Kirchettunnel entfernt und in den Kavernen in Flüeli-Sachseln eingebaut. Die freigewordenen Kavernen im Kirchettunnel übernahm das Armeekommandos zur Errichtung von Munitionsdepots.»

In Akten über die «Evakuation des Bundesrates» vom März 1942 ist nachzulesen, dass der Kirchettunnel, von dem an der Konferenz über Evakuationsstandorte die Rede war, «von der KMV umgebaut und als Sprengstoffmagazin eingerichtet worden ist. Er kommt somit kaum mehr in Frage für den Bundesrat».

In Unterlagen der Stiftung HAMFU ist nachzulesen, dass die Kavernen für das dritte Armee-Funkzentrum ausgebrochen wurden. Allenfalls ist damit der KP 3. AK inkl. Funkanlagen gemeint.

Heute noch ungeklärte Fragen

Offen bleiben vorderhand immer noch folgende Punkte:

  • Wo sind die Baupläne der Kirchet-Kavernen?
  • Wer hat die Kavernen gebaut?
  • Was war bis zur Liquidierung als KP tatsächlich eingebaut worden?
  • Wurde die Kaverne baulich angepasst für die Sprengstoff-/Munitionslagerung?
  • Bis wann war Munition eingelagert?
  • Wem gehören die Kavernen heute?