Festungsbrigade 13

Diese Festungsbrigade entstand mit der TO51 aus der ursprünglichen als Festung Sargans zusammengefassten Truppen. Eine ausführliche Geschichte der Fest Br 13 war bis Anfang 2024 auf der Webseite www.festung-schweiz.ch unter der Rubrik Igel-Fotos und Dokumentationen aufgeführt (diese Seite ist seither gemäss Besitzer «permanent vom Netz genommen» worden. Die Geschichte der Festung Sargans ist also hier … kaum vorhanden.

Der Raum

Die Festungsbrigade war aus der «Festung Sargans» des Zweiten Weltkrieges entstanden. Der Raum rund um Sargans war verkehrstechnsich seit jeher wichtig, insbesondere die Achse ins Bündnerland sollte offen gehalten werden. Problematisch war lange Zeit das Ellhorn, das auf Lichtensteiner Boden lag und durch seine Überhöhung die wirkungsvolle Befestigung zumindest erschwerte. An frühen Befestigungen war vor allem die Luziensteig vorhanden, deren älteste aus der Zeit um 1700 stammen.

Der Kessel von Sargans wurde dann im Zweiten Weltkrieg als dritte Landesfestung – nach St. Maurice und Gotthard – realisiert. Als Ziel der Befestigungsarbeiten war die Sperrung des Rheintals definiert, das sich durch die Regulierung des Flusses noch besser als Durchmarschachse eignete als vor 1850.

Der Auftrag 1939 bis 1999

Die ersten Planungen für den neuen grossen Festungsraum begannen 1936. Parallel dazu musste eine neue Heereseinheit aufgestellt werden. Das Augenmerk wurde auf Sperrstellen in der Talebene gelegt, deren Standorte sich durch die Topografie fast von allein ergaben. Das Problem waren eher die vielen möglichen Umgehungsachsen.

Konkret wurde im März 1939 formuliert:

  • Erstens muss verhindert werden, dass ein Gegner aus dem Vorarlberg die Armeestellung aus den Angeln hebt, indem er in dem er über die Walenseestrasse, den Foo- und den Risetenpass in den Raum Glarus gelangt und von dort aus über den Pragel- und den Klausenpass die Räume Schwyz und Altdorf gefährdet.
  • Zweitens sind die Verbindungslinien zwischen dem Deutschen Reich und Italien zu unterbrechen; zusammen mit den Befestigungen am Splügen ist eine Abschnürung des Operationsgebiets Graubünden von den Flanken her zu verhindern.
  • Drittens ist der Zugang zum Kanton Graubünden vom Zürichsee her so lange als möglich frei zu halten.

Der Schwerpunkt der Verteidigung war dadurch nach Norden ausgerichtet und zweitrangig nach Süden.

Die Festung Sargans wurde laufend ergänzt und umfasst schliesslich zu den seit dem 6. September 1939 bestehenden Kampfgruppen Nordfront und Südfront ab September 1941 die Kampfgruppe Westfront sowie die Kampfgruppe Luziensteig.

Dieser grundsätzliche Auftrag der Festung Sargans wurde auch auf die spätere Festungsbrigade 13 übertragen.

Aufteilung der Festung Sargans auf die Kampfgruppen Nord, Süd, West und Luziensteig (1943).

Die Einheiten 1944

In der Zeit zwischen der Bildung der Festung Sargans und dem Ende des Aktivdienstes wechselten Einheiten und teils auch die Unterstellungen je nach Entwicklung mehrmals. 1944 sah die OB folgendermassen aus (Festungsartillerie):

Fest Art Abt 11 (KP Art Wk Kastels)

  • Fest Art Kp 31
  • Fest Art Kp 32 (Kastels / Passatiwand)
  • Fest Art Kp 33 (Magletsch)
  • Fest Art Kp 34 (Furkels)
  • Fest Art Kp 35 (Haselboden / Molinära/

Fest Art Abt 12

  • Fest Art Kp 38 (Inf Wk Schollberg 2 / Inf Wk Tschingel / BK-Stand Tschingel
  • Fest Art Kp 39 (Art Wk Ansstein / Inf Wk Fläscherloch)
  • Fest Art Kp 40 (Art Wk Schollberg 1)

Die Einheiten (1994)

Fest Rgt 20

  • Abt 11 (Kp I/11, II/11 und III/11)
  • Abt 12 (Kp I/12, II/12 und III/12)
  • Abt 13 (Kp I/13 und II/13)
  • Abt 27 Castels (Fest Inf Kp I/27, Fest Art Kp II/27, Fest D Kp III/27)
  • Abt 28 Magletsch (Fest Inf Kp I/28, Fest Art Kp II/28 und Fest D Kp III/28)
  • Abt 29 Furkels (Fest Inf Kp I/29, Fest Art Kp II/29 und Fest D Kp III/29).

Werkkompanien

  • Wk Kp 50
  • Wk Kp 51
  • Wk Kp 52
  • Wk Kp 53

Die Kommandanten

  • 1939-1941 Gubler, Fritz
  • 1942-1950 Wichser, Jacques
  • 1951-1953 Schmid, Karl
  • 1954-1957 Brunner, Hans
  • 1958-1960 von Sprecher, Jörg
  • 1961-1967 Sallenbach, Ludwig
  • 1968-1974 Burgunder, Peter
  • 1975-1980 Küttel, Hans
  • 1981-1986 Bucher, Werner
  • 1987-1992 Dubs Rolf
  • 1993-1995 Eymann Waldemar
  • 1996-2001 Gähwiler Bruno
  • 2002-2003 Gieringer Walter

Geschichte vor der Festungsbrigade 13 (1951)

Im Winter 1936/37 erarbeitete die Generalstabsabteilung ein umfassendes 52 Millionen-Franken-Programm aus.

  • Kasemattwerke Ansstein und Schollberg
  • Panzerturmwerke auf dem Buchser- und Fläscherberg
  • Sperren St. Peter, Chlus Felsenbach, Seeztal (Tiergarten)
  • Kasemattwerke Mastrils und Felsenbach (Südfront)

Nach verschiedenen Diskussionen über die Standorte einigten sich im April 1939 die Befestigungskommission und der Generalstab auf folgende Grossanlagen als Ergänzung zu den Grenzbefestigungen:

  • Werk Magletsch (3 Panzertürme, 2×2 Kasemattkanonen)
  • Werk Ansstein (2 Kasemattkanonen)
  • Werk Schollberg (2 Kasemattkanonen)
  • Werk Castels (2 Panzertürme, ev. 1-2 Kasemattkanonen)
  • Werk Furggels ( 2 Panzertürme)
  • Talsperre Chlus (Felsenbach)

Im September 1939 beschloss der Bundesrat, dass «für den Bau der Festungsanlage im Talkessel von Sargans» aus den bisher bewilligten Krediten A.L.I und A.L.II insgesamt 19,562 Millionen Franken bestimmt sind. Die Gesamtsumme für die Festung Sargans wurde mit 36 Millionen Franken beziffert, es mussten also noch 16,5 Millionen Franken beschafft werden. Erwähnt wird im Antrag des Armeekommando an des EMD, dass bis 1923 für die Festungen St. Maurice und Gotthard ca. 50 Millionen Franken ausgegeben worden seien.

Die Festungsartillerie

Die wichtigsten Artilleriewerke der Festung Sargans waren:

  • Artilleriewerk Castels (Westfront), Kommandoposten Festung Sargans
  • Artilleriewerk Passatiwand (Westfront)
  • Artilleriewerk Furkels (Südfront)
  • Artilleriewerk Magletsch (Norfront)
  • Artilleriewerl Schollberg 1 (Nordfront)
  • Artilleriewerk Ansstein (Nordfront)
  • Artilleriewerk Molinära (Südfront)
  • Artilleriewerk Haselboden (Südfront)

Die Sperrstellen

Die wichtigsten Sperren/Stützpunkte der Nordfront waren:

  • Sarganser Au
  • Schollberg
  • Palfries
  • Magletsch-Plattis
  • Seeztal

Die wichtigsten Sperren/Stützpunkte der Kampfgruppe Luziensteig waren:

  • Ansstein-Fläscherlich
  • Wielsi-Mattheid
  • Anssteinhöhe/Guscha
  • Maienfeldeer Alopen
  • Luziensteig
  • Fläsch

Die wichtigsten Sperren/Stützpunkte der Südfront waren:

  • Klus
  • Trimmis
  • Peter/Kunkelpass
  • Girenspitz
  • Gadenstätt/Stelserberg/St. Antönien
  • Schlappin
  • Pardenn

Die wichtigsten Sperren/Stützpunkte der Westfront waren:

  • Nideri

Übersicht 1945

Ende1945 waren im Raum der Festung Sargans gemäss Schlussbericht des Geniechefs vom 20.1.1946 folgende Waffen fest eingebaut:

  • Kanonen: 22×7,5 cm Bunkerkanonen, 10×10,5 cm Panzertürme, 4×10,5 cm Panzerkanonen, 4×15 cm Kasemattkanonen
  • Panzerabwehrwaffen: 14×4,7 cm Bunkerkanonen, 8×4,7 cm Bunker-Pak, 7×24 mm Panzerabwehrkanonen, 13×20 mm Panzerabwehrkanonen
  • Infanteriewaffen: 161 Maschinengewehre, 148 Leichte Maschinengewehre

Die Fertigstellung der Bunker und Festungen sowie erste Verstärkungen zogen sich bis Ende 1946 hin. Dazu gehört unter anderem die Armierung des Werkes Tschingel mit 10,5 cm Kanonen sowie der Ausbau von Furkels mit vier 15 cm Befestigungskanonen.

Die Festung Sargans wurde unter hohem Zeitdruck geplant und realisiert. Das Baubüro stand unter der Leitung von Hauptmann Schüepp. Im Mai 1939 verfügte er über vier Ingenieure, drei Techniker und zwei Zeichner. Ende 1942 umfasste seine Gruppe 200 Personen (Baubüro 135, Geniebüro 45 und 20 Kommandierte). Hauptmann Schüepp wurde später zum Geniechef der Festung Sargans ernannt und zum Major befördert.

Geschichte der Festungsbrigade 13

Raum und Auftrag blieb mit dem Übergang zur neuen Festungsbrigade 13 mehr oder weniger gleich. Festungsmässig wurden wenig neue Werke erstellt, aber der Unterhalt und die Modernisierung bestehender Anlagen bot genug Arbeit. Nach 1950 erfolgte zunehmend die Integration von kleineren Anlagen, die auch aufgrund der Normierung effizienter inj Bau und Betrieb waren (ASU, Monoblocs).

1962 wurde das Dispositiv Schollberg-Sarganserauen mit Anlagen zur grossflächigen Flutung der nördlichen Ebene ergänzt.

An neueren Kampfanlagen kamen ab den 1960er Jahren einige 12 cm-Festungsminenwerfer ins Dispositiv, dazu ab 1993 Centurion-Panzertürme in Bunkern (inkl. neuem Geländepanzerhindernis) und schliesslich eine von insgesamt nur vier realisierten Batterien der 15,5 cm Festungskanone 93 Bison.

Durch diese Anlagen wurden die veralteten grossen Artilleriewerk und viele Infanteriebunker ersetzt, die mit der Armee 95 grösstenteils ganz liquidiert wurden. 1999 war mit der Ausmusterung der letzten «Festungen» Furkels und Tschingel die ehemalige Festung Sargans quasi stillgelegt worden. Die letzten Überreste der Festungstruppen wurden mit der Armee XXI 2003 zu Grabe getragen. Alle Kampfanlagen wurden stillgelegt und einzig verbunkerte Kommandoposten und gehärtete Übermittlungsanlagen wurden beibehalten.

Im Juni 2011 wurde die Festungsartillerieabteilung 13, die nach Auflösung der ortsfesten Brigaden für alle Bison-Geschütze und Festungsminenwerfer in der ganzen Schweiz zuständig war, per Bundesratsbeschluss aufgelöst.