A5850 Artilleriewerk Heldsberg

Das Artillerie-Kasemattenwerk Heldsberg wurde 1938 geplant, nachdem das Nachbarland Österreich über Nacht von deutschen Truppen annektiert worden war. Diese schätzten den Wert der Anlage als sehr hoch ein.

In nur zweijähriger Bauzeit wurde die Festung durch einheimische Baufirmen fertiggestellt. Die Festung hatte den Auftrag, den Übergang über den Rhein zwischen Montlingen und dem Bodensee zu verhindern und einen Angriff über den See aus dem Raum Lindau zu vereiteln, um damit die Mobilmachung im Landesinnern zu ermöglichen.

Beschreibung der Anlage von Benito Boari im SOGAFLASH 2003

Ein umfangreiches Erneuerungsprogramm für das gesamte Heerwesen lief 1935 an, das unter anderem auch das «Bauprogramm für Grenzbefestigungen » vom Februar 1935 umfasste. Bevor jedoch gebaut werden konnte, waren ausgedehnte Rekognoszierungen notwendig. Diese fanden ein Jahr später unter der Führung von Oberstdivisionär Renzo Lardelli statt. In seinem Schlussbericht forderte Lardelli vom Bodensee bis Oberriet ein System von Infanteriewerken, die sich gegenseitig schützen und zudem durch vier Artilleriewerke Feuerunterstützung und Rückhalt erhalten sollten.

Aus Sparsamkeit baute man jedoch nur das Artilleriefort Heldsberg, während an den übrigen vorgeschlagenen Stellen Infanteriewerke entstanden, die wohl mit Infanteriekanonen und Maschinengewehren reichlich bestückt waren, aber naturgemäss über geringe Reichweite verfügten. So kam es, dass die Festung Heldsberg mit ihren vier 7,5 cm-Kanonen während Jahrzehnten die einzige Artillerie im Raum der Grenzbrigade 8 darstellte.

Das Oberkommando der deutschen Wehrmacht schätzte die Schlagkraft der Festung so hoch ein, dass man ihr schon bei der Angriffsplanung aus dem Wege ging. Der Operationsplan «Tannenbaum» enthält denn auch den Passus: «Ein Angriff über den Rhein nur aus ostwärtiger Richtung zwischen Bodensee und Sargans ist wegen des gebirgigen Geländes und der starken Befestigungen bei Rheineck (Heldsberg) und Sargans nicht zu empfehlen». Die Stollenlänge beträgt ca. 1000 Meter, die Höhendifferenz 160 Meter.

Die Festung wurde in einer erstaunlich kurzen Zeit von 1939 bis 1941 erbaut. Sie liegt in einem auslaufenden Hügelzug, der sich in west-östlicher Richtung vom Appenzellerland in das Rheintal erstreckt. Die vier Bunkerkanonen sind in eine Nord- und Südbatterie aufgeteilt. Dazu kommen sieben Maschinengewehrstände und zwei interne Artilleriebeobachtungsposten.

Dem Werk zugeordnet, aber nicht mit ihm verbunden, waren 25 Infanteriebunker, die mit automatischen Waffen und 4,7 cm-Infanteriekanonen, sowie 24 mm-Tankbüchsen bestückt waren. Sie waren Bestandteil der Aussenverteidigung. Die unterirdische Anlage ist für eine Besatzung von 200 Mann angelegt und umfasst alle Installationen für ein Überleben unter Tag.

Neben verhältnismässig komfortablen Unterkünften stehen eine gut eingerichtete Küche, ein Wasserreservoir mit 110 000 Liter Inhalt und ein kleines Notspital zu Verfügung. Eine leistungsfähige Maschinenzentrale mit zwei 80-PS-Dieselgeneratoren versorgt das Werk mit elektrischer Energie und Frischluft. Die Bunkerkanone vom Kaliber 7,5 cm, ein halbautomatisches Geschütz mit einer Kadenz von zwölf Schuss pro Minute, ist eine Entwicklung der Waffenfabrik Bern aus dem Jahre 1938. Wie alle Bunkerwaffen ist sie mit einer Phantographeneinrichtung versehen, die das Schiessen bei Nacht mit Hilfe eines Fotopanoramas ermöglicht hätte. Diese «unartilleristische» Feuerart war zur Bekämpfung von Nahzielen bis etwa zwei Kilometer Distanz vorgesehen.

Für die eigentliche Feuerleitung standen zwei entsprechende Büros zu Verfügung. Sie waren mit den in Walzenhausen (Nordfront) und auf der Meldegg (Südfront) stationierten Beobachtern mittels Draht und Funk verbunden. Die Wirkungsmöglichkeiten lagen in der vollen Konzentration auf die Haupteinfallsachsen in der Rheinebene, dank der Reichweite von 11,5 km aber auch auf entferntere Ziele, wie etwa die Stadt Bregenz mit ihrem bedeutenden Bahnhof und die Hafeneinfahrt von Lindau am jenseitigen Bodenseeufer. Die Maschinengewehrstände dienten sowohl zur flankierenden Sicherung der Kanonenscharten und des Eingangs als auch zur Bestreichung der Hindernisse und des Vorfeldes – in Zusammenarbeit mit den zahlreichen Bunkerstellungen der Aussenverteidigung.

Mit dem Rüstungsprogramm 1983 wurde unter anderem die Beschaffung von zusätzlichen Festungsminenwerfern beschlossen. Das bedeutete das Aus für zahlreiche leichte Artilleriewerke. Im Februar 1992 aus der Geheimhaltung entlassen, ging das Werk Heldsberg im Dezember des gleichen Jahres in das Eigentum der Gemeinde St.Margrethen über die es dem Verein «Festungsmuseum Heldsberg» samt aller ober- und unterirdischen Anlagen zur Führung eines wehrtechnischen Museums überliess.