Sperrstelle 2143 – Frutigen

Die Sperrgruppe Frutigen war Teil der Sperrstelle Reichenbach-Frutigen (2143).

Frutigen ist vor allem als wichtiger Strassenknotenpunkt vom Militär beurteilt worden. Später kam es auch als KP-Standort zur Geltung. Im Weltkrieg war das Ter Bat 170 zuständig für den Raum Frutigen (Kampfgruppe Frutigen). Gemäss neusten Informationen hat sich auf dem heutigen Märitplatz ein Bunker befunden, der wahrscheinlich alsKP des Ter Bat 170 genutzt wurde. Dieser existiert teilweise heute noch, ist aber zugeschüttet, die oberirdischen Teile wurden abgebrochen. Ein Zeitzeuge berichtet: «Eine abgewinkelte Treppe führte von der Ecke Farbgasse/Wattenwilsgässli direkt zum Eingang dieses Bunkers hinunter. Als Schulkinder haben wir uns dort unten verstecken können. Dieser Treppenabgang wurde vermutlich beim Bau der Zivilschutzanlage und Bau vom heutigen Container-Unterstand Anfang der 1980-er Jahre abgebrochen.»

Plan des KP Ter Bat 170 unter dem Märitplatz.

Bekannt ist, dass das Dorfzentrum direkt als Sperrstelle bezeichnet ist, mit welchen Mitteln dieses aber gesperrt werden sollte, ist noch offen. Die Markierungen auf den Karten zeigen leider keine Details. Die Brücken über Kander und Engstligen (Strasse und Bahn) wurden durch Barrikaden (ev. Sprengobjekte) gesperrt.

In Richtung Reichenbach war in einer ersten Planung/Ausführung im linksseiten Kander-Bereich bei Winklen/Heitigraben eine Sperre vorgesehen (realisiert, mit welchen Mitteln?). Auf der rechten Uferseite bei Schwandi hätte eine 700 m lange Panzermauer gebaut werden müssen, um eine nachhaltige Sperrung zu gewährleisten, wie aus den Unterlagen hervorgeht. Da dies mit gewaltigen Kosten verbunden gewesen wäre, kam später die Lösung: Die starke Sperre Mülenen übernahm den Schutz von Frutigen talabwärts.

In Richtung Adelboden war vorerst am Dorfeingang von Frutigen Sperren geplant. In einem weiteren Schritt wurden diese weiter vom Dorf weg in den Bereich Loo-Bräschgengraben verlegt. Dieser führte bis hinunter zur Engstligen. Im Bereich des Campingplatzes-Zeughauses sind heute mehrere Unterstände sowie ein Infanteriebunker vorhanden, die Bauzeit ist jedoch noch nicht eruiert. Möglich ist, dass sie die Verlängerung der erwähnten Sperre sind und die Truppen den Einbruch durch das Engstligen-Bachbett ins Dorf verhindern sollten.

In Richtung Kandersteg war der Bereich Blausee als Sperre vorgesehen, weitere Details sind derzeit nicht bekannt. Ebenfalls im Bereich Blausee-Mitholz war die Bahnlinien (Kehrtunnel) zur Sprengung vorbereitet. Ebenso der grosse talquerende Viadukt bei der Tellenburg.

Frutigen war auch Standort des KP des 1. Armeekorps, wie auf Karten verzeichnet ist. Später entstand eine Führungsanlage der Reduitbrigade 21. Noch etwa 1985 wurde der alte aus Beton und Quadersteinen erstellte Frontbereich der Anlage erneuert und mit einer der standardisierten Scheunentarnung versehen. Die neue Anlage wurde im Tagbau vor die bestehende dreistöckige schmale Anlage gebaut. Diese wurde noch als Unterkunftsteil weiterverwendet.

Der frühere Zugang erfolgte durch einen schmalen Gang, der in einen quer vor der Anlage befindlichen Graben führte. Dieser wurde links und rechts von Graben-Kaponnieren verteidigt. Eine Doppelgarage für Funkwagen gehörte dazu, war aber nicht mit einem Stollen verbunden.

Im Krieg soll es zudem im Bereich Bahnhof Frutigen einen weiteren KP gegeben haben, der jedoch zugunsten oben erwähnten respektive schliesslich desjenigen in Kien nicht ausgebaut wurde. Weitere Infos (zum Beispiel über den genauen Standort beim Bahnhof) sind bisher nicht vorhanden.

Karte aus dem Bundesarchiv

Funk-Kavernen im Grassi

Im Bereich Grassi (Zeughaus bis Gand) hat es fünf Unterstände sowie einen Infanteriebunker. Sinn und Zweck sowie bauliche Details oder eingesetzte Truppen sind noch im Dunkeln. Es ist auch die Rede davon, dass für den KP des 1. AK abgesetzte Funkstellen errichtet worden sind, was von der Anzahl her stimmen könnte. Mittlerweile ist ein Kartenausschnitt aufgetaucht (Zeitpunkt de Eintragungen unbekannt), der die sechs Übermittlungsunterstände bestätigt.


Sprengobjekte

Verschiedene Stellen wurden zur Sprengung vorbereitet, dabei handelte es sich vor allem um die Brücken über Kander, Engstlige und das Tellenburg-Viadukt.


Weitere Informationen über die Sperrstellen an der Lötschberg-Nordrampe (Mülenen, Reichenbach, Frutigen. Kandergrund/Blausee) sowie die grossen Kommandoposten in Kien und Frutigen sind in einem Buch im Verlag HS-Publikationen nachzulesen.


Bekannte Objekte

  • KP Ter Bat 170 Märitplatz – 615797/159547 (zugeschüttet/teilweise abgebrochen)
  • A1983 Kaverne 1 Grassi – 615877/159172 (Übermittlung)
  • A1984 Kaverne 2 Grassi – 615782/159132 (Übermittlung)
  • A1985 Bunker/Kaverne 3 Grassi – 615721/159066 (Übermittlung)
  • A1986 Kaverne 4 Grassi – 615653/159005 (Übermittlung)
  • A1987 Kaverne 5 Grassi – 615577/158893 (Übermittlung, bisher nicht gefunden)
  • A1988 Kaverne 6 Grassi – 615372/158794 (Übermittlung)
  • M2817 Sprengobjekt Viadukt – 616611/158323 – 2 Stollenminen in den Pfeilern 3, 4, 5, 6 und 7 (von Seite Frutigen gesehen), total 1201,2 kg Trotyl – 2 Zündstellen
  • F16600 Zündstelle für M2817 – Nähe Viadukt, ca. 616523/158203
  • M2816 Sprengobjekt Schwandibrücke (alte Holzbrücke) – 616970/160090 – 1 Schachtmine im rechten Widerlager, total 56 kg Trotyl
  • M2815 Sprengobjekt Engstligenbrücke Dorf – 615977/159485 – 2 Schachtminen in jedem Widerlager, total 522 kg Trotyl
  • M2814 Sprengobjekt Engstligenbrücke Bahnhof – 616270/159827 – 2 Schachtminen in jedem Widerlager, total 671,8 kg Trotyl
  • M2813 Sprengobjekt Engstligenbrücke Bahn – 616373/159967
  • M3109 Sprengobjekt Flugplatz – 616790/160027