12 cm Festungsminenwerfer 59

Laut dem offiziellen Materialverzeichnis des VBS kann der Festungsminenwerfer 59 16 Schuss pro Minute abgeben, hat eine Reichweite von 8,5 km und verschiesst Wurfgranaten, Kanistergeschosse und intelligente Munition. Das Zwillingsgeschütz hat pneumatische Verschlüsse. Nach dem Einschwenken der Ladearme wird der Verschluss automatisch verriegelt und die Granate verschossen.

Die leistungsfähige Unterstützungswaffe kann 360 Grad rundum schiessen. Die Fest Mw 59 wurden mehrmals modernisiert und für die Feuerleitung mit zusätzlicher Elektronik ausgestattet. Eingebaut wurden diese Waffen (vor allem die erste Serie von 6 Stück) in Felsenwerke (Modernisierung und Ergänzung bestehender Anlagen), später wurden jedoch nur noch Monobloc-Werke erstellt – seit 2013 gibt es keine Mannschaftsbestände mehr und die Festungsartillerie als Truppengattung ist aufgelöst worden. Die über 100 gebauten Minenwerfer-Anlagen sind ausgemustert und seit ca. 2020 laufen die Abklärungen, um einige Werke an Gemeinden respektive weiter an Vereine abgeben zu können.

2023 erinnerte man sich im Bundeshaus und im Schweizer Pentagon angesichts des Ukraine-Krieges der Denkfehler und diskutiert über die Reaktivierung einiger Minenwerfer. Dass die Standorte mittlerweile allgemein bekannt sind und einzelne Werfer öffentlich besichtigt werden können, ist allerdings Fakt. Diese Kenntnis kann nicht rückgängig gemacht werden, auch nicht auf Befehl.


Waffenbeschrieb

von Ivo Sturzenegger in der ASMZ 5/1990

Seit nunmehr 30 Jahren steht der Festungsminenwerfer 59/83 ununterbrochen in Produktion. Besondere Bedeutung hat er beim Ersatz von grossen Festungen (Forts) durch kompaktere Monoblockanlagen. Diese werden zurzeit auch in den Voralpen und im Mittelland eingebaut. Die Mittel hierzu stammen aus dem Rüstungsprogramm 83.

Mit dem 12-cm-Festungsminenwerfer 59 (Fest Mw 59/83) besitzt die Schweizer Armee ein in seiner Artwohl einzigartiges Waffensystem. Sein Ursprung liegt in der Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Armeeführung ein wirksames Artilleriesystem zur Grenzverteidigung verlangte.

Ein erster Entwicklungsauftrag ging an die SIG in Schaffhausen, die zusammen mit der Abteilung für Genie und Festungen (heute BAGF) einen sechsrohrigen Werfer vorschlug, eingebaut in ein zweistöckiges unterirdisches Werk. Anlässlich der Erprobung erwies sich dieses System als zu wenig sicher. Die Truppentauglichkeit konnte nicht erreicht werden.

Gewählt wurde schlussendlich 1956 der Entwurf der Eidgenössischen Waffenfabrik, welcher durch seine sehr schnellen und zuverlässigen Funktionsabläufe herausstach. Nach verschiedenen Versuchen einigte man sich auf einen Werfer mit zwei Rohren und automatischem Verschluss. Dieses Geschütz, offizielle Bezeichnung Fest Mw 59, wird seit 1959 praktisch ununterbrochen hergestellt – sicher auch ein Beweis dafür, dass die gewählte Lösung in jeder Hinsicht befriedigen kann.

Der 12 cm Fest Mw ist in einem Artillerie-Bunker oder einem Artillerie-Fort eingebaut, in welchem alle für den Einsatz notwendigen technischen Installationen (Feuerleitstelle, Übermittlungsmittel usw.) sowie Versorgungsgüter untergebracht sind. Die elektrische Energie wird ab Ortsnetz bezogen; für Notfälle ist ein Verbrennungsmotor mit Generator vorhanden, darüber hinaus auch Druckluftflaschen anstelle der elektrisch betriebenen Luftpumpen. Zur Sicherstellung der Drahtverbindung ist die Feuerleitstelle an das vorbereitete Drahtnetz (A-Netz) der Kampfbrigade angeschlossen.

Die Anlage bietet grösstmöglichen Schutz gegen die Wirkung von konventionellen, atomaren und chemischen Waffen. Ausserdem sind neuere Anlagen generell gegen NEMP (nuklear-elektromagnetischer Impuls) geschützt. Beim Einsatz der 12 cm Fest Mw ist zu unterscheiden zwischen der artilleristischen und der taktisch/logistischen Unterstellung (die Einteilung in eine Festungskompanie gilt nur für die Ausbildung).

Der Fest Mw 59 ist eine Steilfeuerwaffe mit zwei glatten Rohren. Das Zwillingsgeschütz hat pneumatisch betätigte Drehverschlüsse, welche mechanisch/pneumatisch gesteuert werden. Durch das Einschwenken des mit einem Geschoss bestückten Ladearms wird die Vorlaufbewegung des Verschlusses ausgelöst. Am Ende der Vorlaufbewegung verriegelt der Verschluss, wobei gleichzeitig die Schlagbolzenfeder gespannt wird. Am Ende dieser Verriegelungsbewegung schnellt der Schlagbolzen nach vorn, wodurch der Schuss ausgelöst wird. Eine Doppelschuss-Sperre verhindert die gleichzeitige Schussauslösung beider Rohre.

Das Geschütz ist in einem Höhenrichtbogen montiert, welcher auf einem runden Geschützboden aufgebaut ist. Im Normalbetrieb wird der Richtantrieb über den Steuerschrank im Richtraum bedient. Durch Betätigen der «Joysticks» (Richten Azimut beziehungsweise Richten Elevation) wird der Minenwerfer in die gewünschte Position gebracht. Im Notbetrieb wird mit in Azimut- und Elevationsantrieb eingesetzter Handkurbel gerichtet. Ältere Anlagen wurden bis 1990 durch Nachrüstung mit Modifikationspaketen auf den neuesten Standgebracht.

Die Schussdistanzen des 12 cm Fest Mw sind im Vergleich mit der übrigen Artillerie relativ klein. Er wird deswegen für die Feuerunterstützung auf Stufe Bat und Rgt eingesetzt. In nächster Zukunft werden zu allen Fest Mw moderne elektronische Feuerleit-Anlagen gehören. Feuerführung und Feuerleitung werden mit den Beobachtungsorganen der Fest Art sichergestellt: Artilleriegefechtsstand auf Stufe Rgt, Schiesskommandanten-Trupps (1 Sub Of, 1 Verm und 2 Uem Sdt) auf Stufe Bat und Kp. Sie alle arbeiten nach den für die mob Art geltenden Grundsätzen. Mit einem 12 cm Fest Mw können dank seiner grossen Schusskadenz Artillerieziele mit einer Ausdehnung bis zirka 100 m Durchmesser mit gutem Wirkungsgrad bekämpft werden.

Es können grundsätzlich sämtliche Granattypen der mobilen Mw mit 8 verschiedenen Ladungen verschossen werden. Der Kampfwert des Fest Mw wird in den neunziger Jahren noch weiter steigen, wenn das neue endphasengelenkte Minenwerfergeschoss einsatzbereit sein wird. Dieses neuartige Lenkgeschoss wird zurzeit bei der Munitionsfabrik Altdorf zusammen mit einem ausländischen Hersteller entwickelt. Es wird sehr kleine Punktziele (Panzer) wirksam bekämpfen können.

Ein Art Bunker wird in der Regel einer im Abschnitt eingesetzten Füs Kp unterstellt. Im Normalfall wird die Aussenverteidigung je nach Art Bunker von 1 bis 3 Füs Gruppen sichergestellt. Im Gegensatz dazu wird ein Fest Mw Fort einem im Abschnitt eingesetzten Füs Bat unterstellt. Die Aussenverteidigung wird hier von der Fest Kp selber übernommen.

Grundsätzlich dürfen über Standorte aus Geheimhaltungsgründen keine Angaben gemacht werden. Man kann aber davon ausgehen, dass die Fest Mw an strategisch wichtigen Stellen unseres Landes eingebaut werden, seit einigen Jahren auch im Mittelland und im voralpinen Raum. Die zurzeit im Bau stehenden Anlagen ersetzen oder ergänzen bestehende Festungsanlagen. Generell gehört die Zukunft den kleinen Festungen (sog. Monoblocks). In diesem Zusammenhang sei das neue Fest Artilleriegeschütz «Bison» erwähnt, dass in einigen Jahren (1995) die Fest Artillerie verstärken und den Fest Mw ergänzen soll. Die Kosten für einen Fest-Mw Art-Bunker bewegen sich in der Grössenordnung von rund 7 Millionen Franken.

1995 wurden die ersten sechs Anlagen des Typs 59 I ausgemustert. Es handelte sich dabei um die nicht nachgerüsteten Werfer in Felsenwerken, die noch mit Handrädern gerichtet wurden (z.B. Bäzberg).

Im Jahr 2000 wird der letzte gebaute 12 cm Fest Mw an die Truppe übergeben.

Seit 2010 wird intensiv über die Liquidierung gesprochen, der Bundesrat hat diese eigentlich beschlossen – und dann wieder mit der Bison zusammen gestoppt. 2018 erfolgte der parlamentarische Beschluss zur Liquidation. Die Anlagen werden nun gemäss Armasuisse gruppenweise entklassifiziert. Erste Exemplare wechseln noch 2020 den Besitzer und werden privat.


Versionen Geschütz

Folgende Versionen sind in unterschiedlicher Literatur zu finden:

  • 12 cm Fest Mw 59 Typ I
  • 12 cm Fest Mw 59/83
  • 12 cm Fest Mw 59/85
  • 12 cm Fest Mw 59/86

Versionen Einbau

Sechs verschiedene Bautypen sind bekannt – die ersten Prototypen ausgenommen, die direkt in bestehende Felsenwerke eingebaut wurden:

  • Typ A – Felsenwerke (2 Exemplare) – Versuch 1960er Jahre
  • Typ B – Monobloc mit ASU-Erweiterung (10 Exemplare) – Ende 1960er Jahre
  • Typ C – Monobloc zweigeschossig (3 Exemplare) – Baujahr 1970
  • Typ D – Monobloc eingeschossig mit grosser Infrastruktur (19 Exemplare) – Baujahr 1976-84
  • Typ E – Monobloc eingeschossig mit reduzierter Infrastruktur (18 Exemplare) – Baujahr 1985-1990
  • Typ F – Monobloc eingeschossig (60 Exemplare) – Baujahr 1990-2000

 

 

 

TECHNISCHE DATEN

Hersteller Waffenfabrik W+F Bern
Kaliber (mm) 120
Kadenz (Schuss/min)
Reichweite (m)  8 km
Länge Rohre (mm)
Gewicht Geschütz (kg)
Richtbereich Seite (Grad) 360
Richtbereich Höhe (Grad)  –
Munition
Gewicht Munition (kg)
Mannschaft

Allgemeine Bilder © VBS/ZEM


Bilder Prototypanlagen/1.Serie


Bilder Typ A (fehlen)


Bilder Typ B (fehlen)


Bilder Typ C (fehlen)


Bilder Typ D (fehlen)


Bilder Typ E


Bilder Typ E