10,5 cm Centi-Bunker

In den Jahren 1954 bis 1960 wurden für die Schweizer Panzertruppen insgesamt 226 Centurion-Panzer beschafft. Davon waren 26 Exemplare vom Typ Mark III (Pz 55), 100 Exemplare Mark VII (Pz 57) und 100 aus Südafrika beschaffte Mark V (Pz 57). Ab 1960 wurden alle auf die moderne 10,5 cm Panzerkanone umgerüstet. Die Bezeichnungen lauteten dann Pz 55/60 und Pz 57/60. Die Kampffahrzeuge waren bis 1990 im Einsatz.

Nach dem Entscheid, auf die Kampfwertsteigerung der Centurion-Panzer zu verzichten, wurde auf Stufe Armee eine Studie erarbeitet. Aufgabe war, die Möglichkeiten aufzuzeigen, was mit dem Panzer, Teilen davon und insbesondere der noch leistungsfähigen Panzerkanone passieren könnte. Zu den Abklärungen gehörten ebenfalls taktische Bedürfnis sowie logistische und finanzielle Konsequenzen.

Von den untersuchten Varianten wurde schliesslich der «verbunkerte Panzerturm in Sperren, kombiniert mit einem Geländepanzerhindernis» zur weiteren Bearbeitung freigegeben. In der Folge wurde in den Jahren 1986-1989 ein Waffensystem entwickelt, mit dem der Verzögerungswert operativer Sperren erhöht werden konnte. Das Ziel: Die Truppe in die Lage zu versetzen, unter C-Einsätzen und gegnerischem Artilleriefeuer sowie bei Nacht und Nebel den Feuerkampf aufzunehmen und sich einem gegnerischen Stoss wirksam während längerer Zeit zu widersetzen. Mit der Ausmusterung der 9 cm Panzerabwehrkanonen fehlte das erforderliche Feuer, um die Hindernisse effizient zu bestreichen, die Centi-Bunker bildeten eine ideale Lösung.

Das technische Konzept umfasste die 10,5 cm Panzerkanone im Panzerturm, ein Wärmebild-Zielgerät (Einsatz bei Nacht, natürlichem oder künstlichem Nebel), einer Zusatzpanzerung im Schartenbereich (Schutz gegen die meisten gängigen Panzerabwehrwaffen) und einem baulichen Schutz (Bunker) gegen Artilleriebeschuss vom Kaliber grösser als 203 mm.

Nach der erfolgreichen technischen Erprobung und Truppenversuchen wurde das 10,5 cm Panzerabwehrsystem Centurion im Bunker im Herbst 1989 als Truppentauglich erklärt. Die erste Kriegsanlage wurde im Herbst 1990 installiert, der Serienbau erfolgte ab 1991. Die Ausbildung der Truppen am neuen Waffensystem wurde 1992 aufgenommen. Es wurden ehemalige Panzerbesatzungen in Form von Umschulungskursen in einem Ausbildungszentrum in Weissenburg (Simmental) eingeführt.

Der Bau solcher Anlagen bietet an und für sich keine grösseren Schwierigkeiten. Es handelt sich dabei um Normanlagen in Stahlbeton, welche meist in Hanglagen erstellt wurden und somit nur einen Teilaushub erforderten. Man kann von halbunterirdisch erstellten und zur Hälfte mit Erdmaterial überdeckten Anlagen sprechen. Während der Realisierung gab es eigentlich nur eine heikle Phase: Das Versetzen des Turmauflagerings sowie des Turm selber. Das Versetzen der ersten Türme wurde mittels Pneukrane durch Privatunternehmen ausgeführt. Mit dem Einsatz eines speziell für diese Arbeit konzipierten Transportpanzers mit Teleskopkran wurde das Versetzen des Centurion-Turmes vereinfacht. Dieses Spezialfahrzeuge wog 63 Tonnen, dabei mussten jeweils Zufahrten zu den Bunkern und die nächsten Bahn-Verladerampen genau abgeklärt werden.

Geplant waren ursprünglich über 100 solcher Sperranlagen, dieses Zahl wurde relativ rasch auf 50 reduziert. Nach dem Fall der Berliner Mauer plante man noch für 28 Anlagen (700’000 Franken pro Monobloc), schliesslich wurden 20 Kriegsanlagen gebaut (zusätzlich 3 im Ausbildungszentrum Weissenburg) Die Baukosten pro Centi-Bunker betrugen rund 400’000 Franken. Mit der Armee XXI wurden die Anlagen ausgemustert, seit dem 1. Januar 2003 sind diese entklassifiziert.

Die Idee, Panzertürme als Festungs- oder Sperrgeschütze einzusetzen, ist nicht neu. Notfalls wurden sogar ganze Panzer in Gruben gefahren und verbuddelt. Ebenfalls verschiedene Turmtypen in unterschiedlichen Anlagen eingesetzt hat das Österreichische Heer. Das Bunkermuseum am Wurzenpass zeigt diese weitgehend unbekannten Sperranlagen, die Richtung Osten zielten.

Übersicht der erstellten Centi-Bkr

  • A397 St.-Triphon Nord – Ollon VD – 564130/125900
  • A398 St.-Triphon Sud – Ollon VD – 564130/125870
  • A399 Collombey – Collombey VS – 561770/124360
  • A554 Les Mouilles – Premier VD – 524120/175320
  • A1175 Löwenberg Süd Murten FR 577220/198750
  • Chirel – Diemtigen BE – 609400/157290 – Ausbildungsanlage auf dem Schiessplatz Chriel , mehrere Simulatoren waren in einem zivilen Gebäude in Därstetten untergebracht
  • A3829 Rein – Rüfenach AG – 659730/262100
  • A3835 Roost – Untersiggenthal AG – 660430/262130
  • A4580 Langenacker – Hornussen AG – 646060/261940
  • A4585 Mülimatt – Hornussen AG – 646550/261320
  • A5577 Furtmüli Nord – Unterstammheim ZH – 701690/278840
  • A5578 Furtmüli Süd – Unterstammheim ZH – 701670/278710
  • A5579 Steigbüel – Unterstammheim ZH – 701000/278580
  • A5583 Steigenhalten Nord, Stadel 1 – Stadel ZH – 678800/265620
  • A5584 Steigenhalten Süd, Stadel 1 – Stadel ZH – 678800/265620
  • A5585 Rietwiesen, Stadel 4 – Stadel ZH – 677290/265260
  • A6181 Schollberg Centi Bkr S – Sargans SG – 753620/214620
  • A6182 Schollberg Centi Bkr N – Sargans SG – 753830/214770
  • A8029 San Martino Nord – Camorino TI – 720920/113290
  • A8030 San Martino Süd – Camorino TI – 720820/113190
  • A8069 Fomegge – Riva San Vitale TI – 718740/86140
TECHNISCHE DATEN
Hersteller
Kaliber (mm) 105
Funktionsweise
Verschluss
Feuerart
Kadenz (Schuss/min)
Reichweite (m)
Munition
Zufuhr
Gewicht Munition (kg)
Gewicht Geschütz (kg)
Länge total (mm)
Länge Rohr (mm)
Anzahl Züge
Lafette
Rücklaufbremse
Kühlung
V0 (m/s)
Mannschaft