8,1 cm Festungsminenwerfer 56/60

Ab Mitte der 1950-er Jahre wurden zur Verstärkung von Sperren 8,1 cm Minenwerfer verbunkert eingebaut. Diese Konstruktion der Waffenfabrik in Bern wurde als 8,1 cm Fest Mw 56 (später 60) bezeichnet. Erstellt wurden diese Anlagen sowohl unter Fels, aus vorfabrizierten Elementen, integriert in bestehende Festungen, aber auch als erste Monoblock-Typen.

Die erste Stellung als Felswerk für 2 Fest Mw 8,1 cm wurde in der Sperre LONA errichtet. Die beiden Werfer liegen hier ca. 30 Meter auseinander. Später folgte eine Generation von Anlagen aus vorfabrizieren Elementen, bei welcher die Werfer ca. 10 Meter auseinander lagen, aber bereits getrennte Räume für Munition, Unterkunft, Kommando und Kompressor enthielt. Als nächste Generation von 8,1 cm Fest Mw finden wir dann die Monoblock-Anlagen ohne Unterkunft. In der weiteren Entwicklung folgten dann Monoblock-Anlagen mit kompletter Infrastruktur.

Ab etwa 1998 wurden die Anlagen schrittweise aus dem aktiven Dienst genommen, wobei vielerorts das Sperr- und Störfeuer auf die Hindernisse durch leistungsfähigere 12 cm Fest Mw übernommen wurden.

Die Konstruktion

Der 8,1 cm Fest Mw ist ein als Hinterlader konstruierter Minenwerfer, der ausschliesslich 8,1 cm Wurfgranaten mit Ladung 0-6 verschiesst; Wurfminen können nicht verschossen werden.

Zum Geschütz gehören die Kuppel oder Panzerung, das Rohr mit der Rohraufhängung, die Verschlusshülse mit der Verschlussschraube, die Lafette und die Druckluftanlage.

Eingebaut ist der 8,1 cm Fest Mw Modell 56 oder 60 in besonderen Geschützständen mit Panzer- oder Betonkuppeln von ca. 1,5 m Radius. Diese Kuppeln dienen einerseits als Rohraufhängung, andererseits schützen sie die Bedienungsmannschaft gegen feindliche Einwirkungen und gegen die beim Schiessen entstehenden Schiessgase.

Das Rohr ist in einem Kugelgelenk aufgehängt. Der ganze Rückstoss von maximal 25 Tonnen wird von diesem Gelenk aufgefangen und auf die Kuppel und deren Abstützung übertragen.

Für die Rohraufhängung ist im Scheitelpunkt der Kuppel eine Kugelfassung zur Aufnahme einer Gelenkkugel von 280 mm Durchmesser eingelassen. Dort wird das Rohr mittels Bajonettverschluss fixiert. Jedes Rohr kann in jeden Gelenkkugel montiert werden.

Die Lafette ist senkrecht unter der Gelenkkugel auf einem Betonsockel montiert. Sie besteht aus einer drehbaren Säule, auf welcher zwei Führungsbogen für die Höhenverstellung befestigt sein. Die Grundplatte und einer der Bogen sind mit Skalen für das genaue Einstellen von Seite und Elevation versehen.

Für die nötige Druckluft wurden ausserhalb des Geschützstandes entweder ein Kompressor, bei zwei Geschützen zwei Kompressoren oder ein Kompressor mit einer Reserve-Pressluftflaschenbatterie installiert.

Die Rohrausschussöffnungen waren mit runden Abdeckhauben aus Blech getarnt, die vor dem Schiessen entfernt werden mussten.

Das Laden und Schiessen

Die Verschlusshülse wird gleitend auf das Rohr geschoben und mit einem Bajonettverschluss verriegelt. Zum Öffnen und Schliessen des Verschlusses wird die Hülse um 50 Grad nach links respektive rechts gedreht. Nach 340 mm Rückzugsweg ist die Ladeöffnung komplett frei. Nach dem Einlegen des Geschosses wird die Verschlusshülse zugestossen und durch Abdrehen nach rechts verriegelt.

Die Verschlussschraube ist in die Hülse eingeschraubt, diese Baugruppe umfasst die Schlag- und Abzugsvorrichtung sowie die Sicherungsvorrichtungen. Durch Ziehen der Abszugsstrippe wird eine Feder gelöst, die den Schlagbolzen auf die Zündkapsel schnellen lässt. Der Schuss wird ausgelöst.

Nach der Schussabgabe wird durch Druck auf das Ausblasventil ein Luftstrom von ca. 10 atü in das Rohr eingeblasen, wodurch die Gase und vorhandene Verbrennungsrückstände ausgeblasen werden.

Die Bedienung

Die Mannschaft für zwei Geschütze – die übliche Konstellation – wurde in einem Zug zusammengefasst und setzte sich zusammen aus

  • 1 Zugführer
  • 2 Gruppenführern sowie
  • 10 Minenwerferkanonieren

Jedem Geschütz war 1 Gruppenführer, 1 Geschützchef, 1 Richter, 1 Lader, 1 Munitionswart und 1 Munitionsträger zugeteilt.

Die Munition (Reglement 1965)

Bei den Geschossen ist zu unterscheiden zwischen Kriegsgranaten («Wurfgranaten») und Übungsgranaten («Explosiv-Übungsgranaten»).

Die Wurfgranate – grauer Geschosskörper mit gelbem Geschosskopf – war mit einem Momentan-Verzögerungs-Zünder (MVZ) ausgerüstet. Die genaue Bezeichnung: 8,1 cm Mw WG+MZ55 (oder MVZ55). Der Geschosskörper ist aus Stahl oder Spezialguss hergestellt und enthält Trotyl als Sprengladung. Bei der Detonation wird der Geschosskörper in viele Splitter zerlegt. Mit dem Momentanzünder MZ55 detoniert die Sprengladung unmittelbar beim Aufschlag, mit dem MVZ55 mit der eingestellten Verzögerung kurz nach dem Aufschlag. Die WG können mit Ladung 0 bis 6 verschossen werden.

Die Übungswurfgranate ist ebenfalls mit MVZ55 oder MZ55 ausgerüstet. Das Geschoss ist schwarz mit gelbem Geschosskopf und gleich aufgebaut wie die WG. Als Sprengladung besitzt sie eine Schwarzpulverladung, deren Detonation lediglich den Geschosskopf zersplittert.

Die Munition (Reglement Probeausgabe 1977)

Als Munitionssorten sind neu aufgeführt:

  • WG-66 mit Ladung 0 bis 6 und Weitschussladung
  • EUG-66 mit Ladung 0 bis 6 und Weitschussladung
  • EUG-Lsp (Weitschussladung verboten)

Wurfminen und Nebelgranaten können mit dem 8,1 cm Fest Mw wegen ihrer zu grossen Länge nicht geladen werden.

TECHNISCHE DATEN
Hersteller Waffenfabrik W+F Bern
Einführungsjahr 1956
Kaliber (mm) 81
Länge Geschütze (mm) 1618 mit Verschlusshülse
Länge Rohr (mm) 340
Richtbereich Höhe (Grad) +10/+35 (bezogen auf Vertikale)
Richtbereich Seite (Grad) 360
V0 (m/s)
Munition Wurfgranaten, Explosiv-Übungsgranaten
Kadenz (Schuss/min)  8-10
Reichweite (m) 3100
Mannschaft 6

 

Werke mit 8,1 cm Fest Mw

  • A0066 Follatères, Dorénaz VS – 571460/107990
  • A0200 Savatan inférieur, Lavey-Morcles VD – 567450/117590
  • A0250 Dailly, Lavey-Morcles VD – 568400/117500
  • A5575 Josenbuck, Schlattingen TG – 699730/278450
  • A5576 Junkerenboden, Schlattingen TG – 700700/280500
  • A6020 Magletsch, Wartau SG – 755270/218980
  • A6315 Art Wk Molinära, Trimmis GR – 762100/197570
  • A6329 Neuenburg, Untervaz GR – 760340/197900
  • A6400 Kastels, Mels SG – 749500/213100
  • A7616 Susch West, Susch GR – 800900/181000
  • A7658 Ova Spin, Zernez GR – 807780/173820
  • A7664 Berninapass, Poschiavo GR – 798680/143530
  • A7665 Julier, Bivio GR – 775110/149420
  • A7756 Flüelapass, Susch GR – 792710/180230
  • A8146 Osogna, Osogna TI – 719700/129630
  • A8389 Foppa 1, Airolo TI – 688050/153800
  • A8389 Gotthard Passhöhe, Airolo TI – 686150/157280
  • A8717 Lumpegna, Disentis GR – 710530/174900 (heute Museum)
  • A8726 Bodenwald, Attinghausen UR – 689610/192100
  • A8744 Klausenpass, Unterschächen UR – 707390/191290
  • F6525 Kyburgerstein, Unterschlatt TG – 692420/281260
  • F6565 Espi, Trüllikon ZH – 694310/277270
  • F6597 Türni, Unterschlatt TG – 696520/279820

Fünf Exemplare sind heute (2015) in Museen vorhanden:

  • Stiftung HAM (Thun) (Nr. 13)
  • A1880 Art Wk Waldbrand/Beatenberg (Nr. 58)
  • A4263 Art Wk Reuenthal (Nr. 42)
  • A8158 Forte Mondiasca/Biasca (Nr. 72)
  • A8310 Forte Airolo (Nr. 60)