Kartografie und Spionage durch die Deutschen

Karten spielten in der Kriegsführung schon immer eine wesentliche Rolle. Auch die Schweiz geriet während des Zweiten Weltkrieges ins Visier der Kartografen des Dritten Reichs. Doch wie gelang der Wehrmacht trotz Schweizer Kartenzensur die Produktion aktueller Karten zur Schweiz? Philippe Frei ist Leiter der historischen Kartensammlung von swisstopo. Er hat für das Bundesamt für Landestopografie einen Blog-Beitrag zu diesem Thema verfasst.

In der Kartensammlung von swisstopo befinden sich nämlich die von der Wehrmacht vor und während des Zweiten Weltkrieges publizierten Kartenwerke mit Bezeichnung Sonderausgabe und Deutsche Heereskarte.

Die Blätter zur Schweiz würden vor allem durch ihre Aktualität bezüglich des inhaltlichen Nachführungsstandes hervorstechen, schreibt Frei. Eine im Jahr 2003 von Oehrli und Rickenbacher durchgeführte Untersuchung zeige, dass die Heereskarte in Grenzgebieten Gebäude vermerkte, welche in der Siegfriedkarte (der Grundlage der deutschen Arbeit) und den Akten der lokalen Nachführungsgeometer noch nicht eingetragen waren.

Die Deutschen führten während des ganzen Krieges die Karten über die Schweiz nach: So machte die deutsche Luftwaffe ab 1943 Aufklärungsflüge auf Schweizer Gebiet, um die Karte in 1:25 000 durch Fotos zu aktualisieren. Die Flüge erfolgten stichartig bis zu 15 Kilometer über die Grenze hinaus. «Dies führte dazu, dass die Heereskarte in Grenzgebieten aktueller war als Schweizer Ausgaben derselben Zeit», so Philippe Frei.

Einige militärische Geheimnisse der Schweiz blieben dem Dritten Reich dennoch verborgen. Die Flugplätze in Turtmann und Ambri-Piotta wurden in deutschen Karten beispielsweise nicht dokumentiert.

Link zum Blog-Beitrag auf swisstopo
Link zu den deutschen Heereskarten im swisstopo-Archiv

Quelle: wikimedia.org