Geschützstellungen unter Feuer
Allzugrosse Erfahrung hatte die Schweizer Armee nicht, was den modernen Stellungs- und Bunkerbau anging. Am 3., 5. und 7. Juni 1940 wurden deshalb Versuche auf der Thuner Allmend mit verschiedenen Bauweisen durchgeführt (Quelle: Bundesarchiv).
Folgende drei Objekte wurden dazu erstellt:
- 1. Kampfstand für 7,5 cm Feldkanone in Holz mit schwacher Erdüberdeckung.
- 2. Kampfstand für 7,5 cm Feldkanone in Holz mit Erdüberschüttung von 1,7 m
- 3. Mg-Stand in Eisenbeton
Bild 1: Die drei Kampfstände (von links): Betonbunker, starke Erdüberschüttung, leichte Überdeckung.
Einerseits wurde aus den Kampfständen geschossen, um die Wirkung auf Soldaten und Stellung sowie die Ventilation zu testen. Es wurden aus beiden Kampfständen je 40 Stk. Sprenggranaten mit Momentanzünder und Ladung Ladung 4 gefeuert, in rasch aufeinander folgenden Gruppen von 5 bis 10 Schuss.
Bild 2: Schiessen mit der 7,5 cm Feldkanone aus den Kampfständen – Aufstellung des Geschützes.
Anschliessend wurden an bestimmten Stellen der Holz-Kampfstände (zum Beispiel auf der Abdeckung) 10,5 cm Stahlgranaten gezündet, um Einschläge zu simulieren.
Mit 15 cm Langgranaten (Feldhaubitze) wurde der Betonstand «beschossen», ebenfalls wurde eine 50 kg-Fliegerbombe auf dem Mg-Stand gezündet.
Abschliessend führte eine Staffel mit Dewoituine D.27 Flugzeugen einen Tiefnagriff auf die Stellung mit den drei Kampfständen durch. Zum Einsatz kamen das bordeigene Maschinengewehr (Stahlkern- und Leuchtspurmunition) sowie die 20 mm Flugzeugkanone (Stahlgranaten mit Momentanzünder).
Bild 3: Treffer mit 20 mm-Flugzeugkanone oberhalb der Scharte.
Bild 4: Wirkung der Flugzeugwaffen auf die Mg- und Beobachterscharte des Beton-Kampfstandes.
Aus einer Distanz von 600 Metern wurde mit einer 7,5 cm Feldkanone (Panzergranate, Bodenzünder, Ladung 4) auf den Betonbunker geschossen.
Bild 5: Die Spuren von Flugzeug- und Infanteriewaffen (4,7 cm Ik) sowie der Wirkung der 7,5 cm Panzergranate (oberhalb Scharte rechts).
Bild 6: Der Kampfstand leicht nach dem Beschuss mit 8,1 cm Minenwerfer-Granaten.
Alle drei Stellungen wurden aus knapp 2900 Metern mit 15 cm Haubitze (Langranaten) beschossen. Die Holzunterstände fielen nach zwei Treffern zusammen, der Betonbunker wurde nach vier Treffern im Fussbereich äusserlich stark beschädigt, im Inneren war keine Wirkung erkennbar.
Bild 7: Der Betonunterstand nach dem 15 cm-Beschuss.
Am Ende der Versuche zeigen die Holzunterstände ein Bild vollständiger Zerstörung. Der Betonstand war, wenn auch stark mitgenommen, noch ganz. Seine Zerstörung würde noch bedeutend mehr Munition erfordern.
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