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Der Verein Schweizer Armeemuseum startet am 23. März wieder mit seinen alle zwei Monate stattfinden Vorträgen. Gleich als erstes steht ein Leckerbissen auf dem Programm: Die Entwicklung der modernsten Panzerhaubitze und des letzten Festungsgeschützes.

«Der Weg zur Panzerhaubitze M 109 L47 und zur BISON  L52 Festungskanone» ­– wer als der ehemalige Forschungsleiter der Eidgenössischen Konstruktionswerkstätte Thun (K+W) könnte zu diesem Thema besser Auskunft geben? Walter Lanz aus Hünibach wird in seinem Vortrag aufzeigen, wie die Schweizer Armee die Lücke schliessen wollte, die durch das Ausscheiden der Hunter-Jets ab Mitte der 1980er-Jahre im Erdkampf entstanden war. Ohne die Luftwaffe war der Kampf in der Tiefe eines gegnerischen Angriffs nicht mehr möglich, also wurden weitreichende Artilleriegeschütze – mobil und verbunkert – entwickelt.

Die Fachleute der Gruppe für Rüstungsdienste (GRD, heute armasuisse) machten sich daher Gedanken, wie man die vorhandene Flotte an M109-Panzerhaubitzen bezüglich Reichweite maximieren könnte. Fast zeitgleich gab die Armeeplanung den Startschuss für die Entwicklung eines neuen Festungsgeschützes grosser Reichweite. Walter Lanz beschreibt die interessante Entwicklungsphase dieser beiden Vorhaben, insbesondere die einheitliche Ballistik, welche ein logistisch besonders kostengünstiges Munitionskonzept mit Granaten des Kalibers 15,5 cm einschliesst.

Die Präsentation wird eingeleitet mit einer Betrachtung über den Beginn der modernen Zeit bei der Schweizer Artillerie.

Treffpunkt: Mittwoch, 23. März 2022, 18.45 Uhr, auf dem Parkplatz der ehemaligen Soldatenstube 3 Tannen (heute Corona-Testzentrum) an der Allmendstrasse in Thun (Einweisung). Anreise mit dem öffentlichen Verkehr ab Bahnhof Thun mit Buslinie 4 bis Haltestelle Kleine Allmend. Beginn jeweils 19 Uhr.

Eine Panzerhaubitze des Typs M109 mit einem langen Rohr. © zvg

Entwurf des letzten Festungsgeschützes der Schweizer Armee, der 15,5 cm Festungskanone 93 Bison © zvg

Ein Buchtipp: Wunderwaffen – Ergänzungsband – Leider hat es der Verlag VSAM noch immer nicht geschafft, seinen Shop mit diesem Buch zu aktualisieren. Also Bestellungen wohl am besten per Mail machen -> shop@armeemuseum.ch (am bestem mit Hinweis auf festung-oberland.ch als Quelle 

Das Buch «Die Wunderwaffen der Schweizer Armee» hat grosses Interesse an diesen unbekannten und oft auch wenig beachteten Sperrsystemen geweckt. In der Folge tauchten viele neue Fragen auf, und neue Dokumente wurden entdeckt. Daraus entstand ein Ergänzungsband mit 200 Seiten.

Im neuen Buch – herausgegeben vom Verein Schweizer Armeemuseum – sind als Hindernisse die geplanten Überflutungen im Detail abgehandelt, mit denen ein Feind gestoppt werden sollte. Das ganze Spektrum der Unbrauchbarmachungen wurde neu integriert und auch das Kapitel Hindernisse mit zahlreichen «Trouvaillen» vervollständigt. Das Kapitel der Sprengobjekte konnte mit einem Bericht über die Sprengversuche 1970 im Gasterntal mit dem Permanenten Sprengdispositiv PSD 75 ergänzt werden. Ein echtes Bedürfnis wird zudem mit der vollständigen Liste der Sprengobjekte, die nach 1975 gebaut wurden, inklusive Koordinaten, abgedeckt.

Im 600-seitigen Hauptband ist die Geschichte der permanenten Zerstörungen der Armee zusammengefasst. Die Vorbereitungen für gezielte Sprengungen, um so einen feindlichen Vormarsch zu stoppen, beeindruckten und stärkten das Bild der abwehrbereiten Schweiz in den ausländischen Köpfen. Dass in diesem Zusammenhang von «Wunderwaffen» gesprochen wird, ist kein Zufall. Das System war relativ kostengünstig, effizient, der Einsatz wäre für einen möglichen Gegner meist überraschend gekommen und hätte dessen Vormarsch empfindlich verzögern können. Im Inland waren die Sprengstoffstollen in Brücken und unter Strassen hingegen kaum ein Thema – die Geheimhaltung funktionierte. Der Autor hat die Geschichte der militärischen Zerstörungsvorbereitung in allen Facetten zusammengetragen und in eine geordnete Form gebracht.

Mit künstlichen Hindernissen wurde starkes Gelände noch zusätzlich verstärkt. In einem zweiten Teil des Buches sind diese Typen und deren Einsatz und Wirkung beschrieben. Von den einfachen Betonröhren über eingerammte Stahlträger geht die Liste bis zu speziell in die Landschaft eingepassten Höckersperren («Tobleronen»).

Der Autor: Jürg Trick aus Muri bei Bern – auch Autor des immer noch lieferbaren Buches «Übersetzmittel der Schweizer Armee ab 1815» – war als Bauingenieur HTL in der Abteilung und später im Bundesamt für Genie und Festungen bei der Planung und Ausführung von Geländehindernissen und militärischen Bauten beteiligt.